Dessau: Die Stadt, die mehr sein könnte
Dessau ist ein merkwürdiger Ort. Eigentlich ist es schön hier – die Elbwiesen, das Bauhaus, das Gartenreich Wörlitz. Es gibt Platz, Geschichte, beeindruckende Natur. Und doch fehlt etwas Essenzielles: die Menschen.
Kaum eine Stadt in Europa schrumpft und altert so schnell. Von rund 114.000 Bewohner:innen bei der Wiedervereinigung sind weniger als 76.000 verblieben (Quelle: citypopulation.de) und Prognosen gehen von einem weiteren Rückgang auf 65.000 aus. Viele junge Menschen ziehen weg, vor allem nach Leipzig oder Berlin. Von denen, die bleiben, pendeln zahlreiche zur Arbeit in andere Städte, während zugleich jeden Tag Tausende Arbeitnehmer:innen von außerhalb nach Dessau einpendeln. Dessau bleibt zwar ein wichtiger regionaler Arbeitsort, verliert aber als Wohnort an Bedeutung – die Stadt wird zunehmend zur Durchgangsstation.

Diese Stille spürt man auch in der Musikszene. Musik braucht Publikum, braucht Clubs, Netzwerke, Orte des Austauschs. Doch genau das fehlt hier. Es gibt kaum Proberäume, keine relevanten Labels, keine Strukturen, die Musiker:innen unterstützen könnten. Kulturpolitik konzentriert sich auf das Bewährte – klassische Musik, Bauhaus-Jubiläen, traditionsreiche Formate. Für neue, unabhängige Künstler:innen bleibt wenig Raum.
Und doch gibt es sie. Menschen, die trotz aller Widrigkeiten hierbleiben und Musik machen. Die ihre Songs schreiben, Beats bauen, eigene Projekte auf die Beine stellen – auch wenn es oft bedeutet, in einer Art kreativen Isolation zu arbeiten. Sie haben keine breite Szene hinter sich, keinen Hype, aber sie machen weiter. Für mich sind sie die leisen, aber wichtigen Stimmen dieser Stadt.
Ich habe mich auf die Suche gemacht und einige dieser Künstler:innen gefunden die mich inspirieren. Vielleicht werden es in Zukunft mehr – vielleicht entdeckt ja doch noch jemand die Möglichkeiten, die in Dessau stecken. Und wenn ihr weitere Musiker:innen kennt, schreibt mir. Lasst uns die Stille gemeinsam ein bisschen aufbrechen.

Musik aus Dessau
Dessau hat keine große Musikszene – aber dafür eine umso vielseitigere. Von Psychedelic Rock, Okkult-Folk und traditioneller Zupfmusik über modularen Techno, Lo-Fi-Pop, Ambient und analog produzierten Electro bis hin zu Heavy Metal, Hardcore-Punk und Drum’n’Bass – hier entstehen kreative Projekte oft abseits des Rampenlichts. Was fehlt, sind Strukturen. Was bleibt, ist Eigeninitiative.
Direkt zu den Musiker:innen aus Dessau:
- TEMPTER of the SUN
- IVY CHALICE
- Die Saitenschwärmer
- Magnetic Bass Force
- MOTOR
- MARITI
- Go Ahead
- binér
- Monsieur Naitsab
- Lena Lapius
- Sascha Nikolić
TEMPTER of the SUN
Von sphärischen Klangwelten und psychedelischen Träumen
TEMPTER of the SUN war eine Psychedelic-Rock-Band aus Dessau, aktiv von 2015 bis 2019.
Ihr Sound zeichnete sich durch atmosphärische Klanglandschaften aus, die stark von Bands wie Pink Floyd inspiriert waren.
Ihr einziges veröffentlichtes Werk, das Demo Midnight Tears in Springtime Flowers aus dem Jahr 2017, präsentiert eine Mischung aus langen Instrumentalpassagen, hypnotischen Gitarrenriffs und den samtigen Vocals von Sängerin Denise.
Die sechs Tracks des Demos laden den Hörer auf eine musikalische Reise ein, die zwischen Melancholie und Hoffnung pendelt.
Nach der Auflösung der Band fanden einige Mitglieder neue musikalische Wege: Denise und Chris gründeten das Okkult-Folk-Duo IVY CHALICE, während andere Mitglieder in der Psychedelic-Prog-Rock-Band MARITI aktiv wurden.
Instagram | Bandcamp | Only the Sun Knows Records
IVY CHALICE
Wo Okkult-Folk auf Tagträume trifft
Aus der Asche von TEMPTER of the SUN entstand das Duo IVY CHALICE, bestehend aus Denise D. und Chris Lühning.
Seit 2020 erschaffen sie gemeinsam Musik und Kunst, die sich im Spannungsfeld zwischen Okkultismus und Folk bewegt.
Ihre Debüt-Single Daughter of the Moon wurde über das Label Only the Sun Knows Records veröffentlicht und zeichnet sich durch mystische Klänge und eindringliche weibliche Vocals aus.
2024 folgte das Album Noctifer, das akustische Texturen mit ätherischen Gesängen und elektronischen Elementen verbindet, inspiriert von klassischen Filmen und den Klängen der 1960er und 70er Jahre.
Daneben betreiben sie mit Celestial Hex ein neues Projekt im Stil von vampirischem Dark Wave – inspiriert von Kultfilmen wie Lost Boys und Near Dark. Die erste Single erschien im Januar 2025, ein Album soll im Laufe des Jahres folgen.
Instagram | Bandcamp | Only the Sun Knows Records
Die Saitenschwärmer
Eine Brücke zwischen Tradition und Moderne
Das traditionsreiche Ensemble Saitenschwärmer, ehemals bekannt als Anhaltinisches Zupforchester, ist seit über 100 Jahren ein fester Bestandteil der Dessauer Musikszene.
Gegründet 1919 als Mandolinenclub „Südstern“, entwickelte sich das Orchester unter der Leitung von Dirigent Frithjof Eydam zu einem vielseitigen Klangkörper, der klassische Zupfmusik mit modernen Einflüssen verbindet.
Ihr Repertoire reicht von Barockkompositionen über Pop- und Rock-Klassiker bis hin zu Filmmusik.
Besonders bemerkenswert ist die Kombination von traditionellen Instrumenten wie Mandolinen und Gitarren mit modernen Elementen wie E-Bass.
Neben regelmäßigen Konzerten in der Dessauer Petruskirche engagiert sich das Ensemble auch sozial, indem es kostenfreie Konzerte für Senioren und Kinder anbietet.
Die Saitenschwärmer sind ein lebendiges Beispiel für Dessaus kulturelles Erbe und beweisen, dass Tradition und Innovation wunderbar harmonieren können.
Webseite | Musikland Sachsen-Anhalt | YouTube
Magnetic Bass Force
Zwischen analogen Synths und urbanem Puls
Magnetic Bass Force, alias Thomas Fahlteich, ist ein Pionier der Dessauer Elektro- und Hip-Hop-Szene. Seit den 1980er Jahren prägt er als DJ, Produzent und Performer die regionale Musiklandschaft.
Seine Wurzeln liegen in der Breakdance-Crew Street Dancer’s Dessau, später wurde er Teil des legendären Harzfein-Kollektivs.
Unter Pseudonymen wie Cybertroid oder Hydromatix veröffentlichte er Electro- und Techno-Tracks auf internationalen Labels wie Street Sounds UK und Subsonic Device Records.
Sein Sound vereint Einflüsse des Detroit-Techno mit britischem Electro und verknüpft analoge Synthesizer-Klänge mit präzisen, tanzbaren Beats.
Magnetic Bass Force ist bis heute in der Szene aktiv, sei es durch Kollaborationen mit DJ Magic Mayer oder durch Beiträge für das Harzfein-Netzwerk, das seit den 1990ern die regionale Clubkultur prägt.
Seine Arbeiten sind auf SoundCloud dokumentiert, und gelegentlich tritt er bei lokalen Events wie im Beat Club Dessau auf.
SoundCloud | Spotify | Harzfein Kollektiv | Discogs
MOTOR
Wo rohe Energie auf ungezähmten Metal trifft
MOTOR ist eine deutsche Heavy/Speed/Thrash-Metal-Band aus Dessau-Roßlau, die sich durch schnelle Riffs, aggressive Vocals und einen ungeschliffenen Underground-Charakter auszeichnet.
Laut Bandcamp bezeichnet die Band ihre Musik selbst als „Satanic Rock“ und bietet dort Demos, Splits und Live-Aufnahmen zum Download an.
Obwohl MOTOR seit einigen Jahren keine neuen Veröffentlichungen mehr hat, stehen sie für die rohe, unkommerzielle Seite des ostdeutschen Metals – mit DIY-Ansatz und kompromisslosen Texten.
Die Band war Teil der regionalen Metal/Punk-Community und trat in Clubs auf, bevor sie in den letzten Jahren weniger aktiv wurde.
MARITI
Auf der Suche nach dem kosmischen Klang
MARITI ist eine Psychedelic-Prog-Rock-Band aus Dessau, die für ihre komplexen Kompositionen und sphärischen Klangwelten bekannt ist.
Inspiriert von Bands wie King Crimson und Pink Floyd, kombinieren sie progressive Strukturen mit psychedelischen Soundcollagen.
Ihr Album Find Yourself aus dem Jahr 2022 ist ein Beispiel für ihre musikalische Vielschichtigkeit, mit langen Instrumentalpassagen und experimentellen Vocals.
Live-Auftritte, wie beim Klink Festival in Dessau, werden von der Band als „musikalische Reise zu sich selbst“ beschrieben – eine Hommage an den kosmischen Prog-Rock der 1970er Jahre mit modernem Dessauer Einfluss.
Instagram | Spotify | Klink Festival
Go Ahead
Wenn Hardcore auf Widerstand trifft
Go Ahead verkörpert die rohe, ungestüme Energie der Dessauer Hardcore-Punk-Szene.
Die Band setzt auf einen kompromisslosen DIY-Ansatz und verbindet schnellen Hardcore mit Crust- und D-Beat-Einflüssen.
Ihre Texte handeln von sozialen Kämpfen, antifaschistischem Widerstand und der Ablehnung autoritärer Strukturen.
Songs wie Cut It Loose richten sich explizit gegen nationalistische Ideologien, während ihr selbstveröffentlichtes Album auf Bandcamp die raue Essenz des unkommerziellen Hardcore atmet.
Obwohl derzeit keine Live-Auftritte dokumentiert sind, bleibt die Band durch ihre Veröffentlichungen in der linken Polit-Punk-Szene präsent.
Go Ahead steht für authentischen, unangepassten Hardcore – laut, unbequem und mit klarer Message.
Bandcamp | Review Metal Inside
binér
Modularer Minimalismus zwischen Techno und Struktur
Maximilian Binner aka binér kommt ursprünglich aus Halle und studiert Design in Dessau. Mit 19 bringt er bereits mehrere Jahre Musikproduktion und DJ-Erfahrung mit – und ist aktives Mitglied im NewKid-Kollektiv. Sein Sound bewegt sich zwischen Drum’n’Bass, Jungle, Minimal und Breaks, oft kombiniert mit Techno-Elementen. Dabei setzt er auf Genre-Hybride und dynamische Club-Energie. Mit Artists wie Diagnostix oder Waeys als Inspiration bringt binér frischen Wind in Dessaus Elektronikszene – und hofft, gemeinsam mit anderen etwas in Bewegung zu setzen.
Instagram | SoundCloud | YouTube | Apple Music
Monsieur Naitsab
Klangspuren zwischen Club und Naturpfad
Seit den frühen 2000ern ist Bastian Teil der lokalen Clubszene – zunächst unter dem Namen Sensor mit hartem Techno in Brauerei, Beatclub & Co., später zunehmend beeinflusst von House, Electronica und Ambient. Heute arbeitet er als Monsieur Naitsab an einem Live-Set, das organische Field Recordings, deepe Grooves und genreübergreifende Soundlandschaften vereint – irgendwo zwischen Dub, Acid und einem Hauch Natur.
Seine Einflüsse reichen von Boards of Canada, Hania Rani und Radiohead bis hin zu den Pionieren der elektronischen Musik der 70er und 80er – Kraftwerk, Tangerine Dream, Ash Ra Tempel und viele mehr.
Auch visuell fängt er Atmosphären ein: Auf seinem Instagram-Profil finden sich neben Musikskizzen auch eindrucksvolle Natur- und Alltagsfotografien – ebenso ruhig, detailverliebt und stimmungsvoll wie sein Sound.
Lena Lapius
Zwischen Schlafzimmer, Bühnenlicht und Bauchgefühl
Lena Lapius ist eine Singer-Songwriterin aus Dessau-Roßlau, die mit ihrem poetischen Liedermacher-Pop die lokale Musikszene bereichert. Schon in ihrer Kindheit begann sie zu musizieren und schrieb ihre ersten Songs im Jugendalter. Nach einer kreativen Pause steht sie nun wieder regelmäßig auf der Bühne – unter anderem bei Veranstaltungen wie Voll Marianne, im BBKarium oder in der Kneipe Zwöö in Halle (Saale).
Ihre Musik lebt von der Verbindung aus sensiblen Texten, Gitarrenklängen und einer expressiven Bühnenpräsenz. Klassische Liedermacher-Elemente verschmelzen mit modernen Pop-Strukturen, wobei Lena offen für Experimente und neue Klangwelten ist. So kooperierte sie kürzlich mit Monsieur Naitsab, der einen ihrer Songs elektronisch neu interpretierte.
Obwohl es bisher keine Studioveröffentlichungen gibt, machen ihre Live-Auftritte sie zu einer spannenden Stimme der regionalen Szene. Auf Instagram teilt sie Einblicke in ihren kreativen Prozess und steht exemplarisch für eine junge Musikgeneration in Dessau, die mit frischen Ideen und genreübergreifender Offenheit neue Wege geht.

Labels in Dessau
Auch wenn Dessau keine Großstadt mit pulsierender Musikindustrie ist, existieren hier dennoch kleine, aber bemerkenswerte Musiklabel-Strukturen – oft im Schatten der Öffentlichkeit, aber umso leidenschaftlicher betrieben.
Diese Labels sind Ausdruck einer widerständigen, unabhängigen Musikkultur, die sich nicht dem Mainstream andient, sondern eigene Wege geht: vom handkopierten Tape bis zum kunstvoll gestalteten Vinyl, von antifaschistischem Hip-Hop bis zu analogem Electro, von Neofolk-Raritäten bis zu druckvollem Hardcore.
Ein Blick auf diese Labels lohnt sich nicht nur für Sammler:innen, sondern für alle, die an Musik mit Haltung, Geschichte und regionalem Charakter interessiert sind.
Halb 7 Records – Dessauer Punk-Institution seit 1991
Das 1991 in Dessau gegründete Independent-Label Halb 7 Records hat sich als zentrale Plattform der deutschen Punk- und Subkultur-Szene etabliert.
Ursprünglich als Plattenladen gestartet, veröffentlichte das Label ab 1994 eigene Produktionen – zunächst HipHop-Compilations (Pioniermanöver), später mit Fokus auf Punk, Oi! und Hardcore.
Ab den 2000ern verlagerte sich der Schwerpunkt auf Psychobilly und Neorockabilly. Besonders prägend: die langjährige Zusammenarbeit mit Bands wie Thee Flanders (über 30 Veröffentlichungen) und Bloodsucking Zombies From Outer Space.
Mit dem Psychomania Rumble Festival in Potsdam betreibt Halb 7 eine der wichtigsten Veranstaltungen der europäischen Psychobilly-Szene. Zudem gründete es 2017 das Neofolk-Sublabel Only The Sun Knows Records.
Mit über 90 Veröffentlichungen und eigenem Mailorder ist Halb 7 Records unter Leitung von Jan Fricke eine feste Größe der DIY-Kultur – und ein echtes Stück ostdeutscher Subkulturgeschichte.
Website | Instagram | Parocktikum-Wiki | Discogs
Only The Sun Knows Records – Dessaus Neofolk-Label für limitierte Klangschätze
Das Sublabel Only The Sun Knows Records entstand 2017 als Erweiterung von Halb 7 Records und widmet sich hochwertigen, limitierten Veröffentlichungen im Bereich Neofolk, Darkfolk und Post-Industrial.
Künstler wie Grave of Love oder Léger des Heils formen melancholische Klangwelten zwischen akustischem Minimalismus und okkultem Pathos.
Charakteristisch für das Label sind liebevoll gestaltete Releases: Vinyls mit eingebetteten Blüten, edle Cassetten, handnummerierte Editionen – jedes Produkt ist auch ein ästhetisches Statement.
Ein Label für Sammler:innen, Klangforscher:innen und Liebhaber:innen des Dämmerlichts.
Electric Tremor Dessau – EBM-Label mit kultigem Status
Zwischen 2002 und ca. 2010 war Electric Tremor Dessau das Epizentrum des sogenannten Anhalt-EBM-Sounds.
Bands wie Stechschritt, Jäger 90 oder A.D.A.C. 8286 verbanden hier harte Body-Beats mit Punk-Attitüde und klarer Kante gegen Rechts.
Das vom Label organisierte Tremor Festival brachte legendäre Acts wie DAF nach Dessau – mit deutlichem antifaschistischen Selbstverständnis („Love Music Hate Fascism“).
Auch wenn das Label seit den 2010er Jahren nicht mehr aktiv ist, bleibt es ein wichtiges Kapitel in der Geschichte ostdeutscher Elektronik-Subkultur.
subkortikal – Plattform für experimentellen Techno
Subkortikal ist ein unabhängiges Label aus Dessau, das sich auf experimentellen, rohen Industrial Techno konzentriert.
Die Plattform bringt Produzent:innen aus Dessau, Leipzig und Halle zusammen, die sich mit düsteren Klängen, modularem Sounddesign und noisigen Club-Ästhetiken beschäftigen.
Über SoundCloud veröffentlicht das Label regelmäßig neue EPs, DJ-Mixes und Compilation-Snippets. Wer zur Familie gehören will, ist eingeladen, eigene Musik einzureichen – ganz im Sinne einer offenen, kreativen Szene.
Harzfein Records – Electro-Label mit Geschichte
Harzfein Records ist seit fast 30 Jahren ein Pfeiler der ostdeutschen Electro-Szene.
Gegründet im Umfeld der Dessauer Breakdance- und HipHop-Kultur der 1990er, steht das Label für analoge Maschinenmusik mit 808-Sound, Vocoder-Voices und futuristischem Funk.
Künstler wie Magnetic Bass Force oder DJ Magic Mayer veröffentlichen über Harzfein – roh, unabhängig, tanzbar.
Bekannt wurde das Label durch die Pioniermanöver-Sampler und legendäre Veranstaltungen wie das Boombox Meeting.
Bis heute erscheinen unregelmäßig, aber mit viel Liebe gestaltete Releases in kleinen Vinylauflagen.
Save The Scene Records – Kollektiv für politische Musik
Save The Scene Records ist ein antifaschistisches, basisdemokratisch organisiertes Label aus Dessau-Roßlau.
Es bietet eine Plattform für Künstler:innen, die sich klar gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie, Faschismus und Nationalismus positionieren.
Veröffentlicht werden Punk, Hardcore, Hip-Hop – oft mit politischer Botschaft und starker lokaler Verankerung.
Künstler wie BOYKOTTone, One Step Ahead oder Verrat bringen hier ihre Wut, Hoffnung und Visionen auf Tape, Vinyl oder Stream.
Das Label lebt den DIY-Gedanken, organisiert Soli-Aktionen und erreicht über Bandcamp auch ein internationales Publikum.
Ein klares Statement für Musik als Form des Widerstands.
Webseite | Instagram | Bandcamp

Musikalische Impulse für Dessau 2025
2025 ist in Dessau mehr in Bewegung, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Neben dem Bauhaus-Jubiläum und dem Kurt-Weill-Festival entstehen neue Formate, alte Orte werden neu belebt. Gerade in einer Stadt, die lange auf der Stelle zu treten schien, können solche Entwicklungen Zeichen setzen.
Dessauer Sommer Open Air
Im Sommer 2025 verwandelt sich das Paul-Greifzu-Stadion an zwei Tagen in ein pulsierendes Festivalgelände. Am 26. Juli 2025 startet das Festival Dessauer Sommer Open Air mit einem abwechslungsreichen Mix aus Hip-Hop und Pop: Headliner Culcha Candela und Acts wie Greeen, Soffie und Disarstar stehen im Line-up. Am 2. August 2025 dominieren rockige Klänge das Geschehen – mit energiegeladenen Auftritten von Deine Cousine, Frittenbude, Lonely Spring und The Toten Crackhuren im Kofferraum.
Veranstaltet wird das Festival vom diggis Kulturbüro, das sich zum Ziel gesetzt hat, Dessau als Standort für kulturelle Veranstaltungen zu etablieren und dabei regionale Unternehmen und Akteure einzubeziehen.
Gartenreichsommer 2025
Vom 16. Mai bis 31. August 2025 lädt der traditionelle Gartenreichsommer dazu ein, Kultur und Natur im UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz zu verbinden. In dieser Zeit finden zahlreiche Veranstaltungen wie See-, Wandel-, Kaffee- und Schlosskonzerte statt, die die malerischen Gärten und Schlösser auf besondere Weise erlebbar machen.
Stadtfest Dessau
Vom 4. bis 6. Juli 2025 verwandelt sich die Dessauer Innenstadt in eine lebendige Festmeile. Das Stadtfest bietet ein abwechslungsreiches Programm mit Live-Musik, kulinarischen Angeboten, Fahrgeschäften und Bühnenprogrammen für alle Altersgruppen. Es lädt Einwohner und Besucher ein, gemeinsam zu feiern und die Vielfalt der Stadt zu erleben.
Wiederbelebung des Kaufhauses Zeeck
Ein bedeutendes Projekt zur Belebung der Dessauer Innenstadt ist die Sanierung des historischen Kaufhauses Zeeck in der Zerbster Straße. Seit März 2025 wird die ursprüngliche Fassade aus den 1920er Jahren freigelegt, nachdem jahrzehntelang ein Blechvorhang das Gebäude verdeckte. Zukünftig soll das Gebäude Raum für kulturelle Veranstaltungen bieten, beginnend mit einer Ausstellung der Stiftung Bauhaus Dessau im Jubiläumsjahr (Quelle: sueddeutsche.de)
CityJam Dessau
CityJam Dessau ist ein Musikprojekt, das seit Januar 2023 Musiker:innen und Musikinteressierte in Dessau zusammenbringt, um in offenen Jam-Sessions gemeinsam zu musizieren. Die Initiative entstand aus einer spontanen Aktion von Studierenden, die mit Instrumenten und Lastenrädern durch die Stadt zogen und vor dem Bauhaus Museum musizierten, wobei sich über 25 junge Menschen anschlossen. Dieses Erlebnis legte den Grundstein für CityJam, mit dem Ziel, Musiker:innen zu vernetzen, Selbstvertrauen zu stärken und die Freude am gemeinsamen Musizieren zu teilen.
Die Sessions finden regelmäßig statt und stehen allen offen – von Anfänger:innen bis zu erfahrenen Musiker:innen. CityJam lädt Menschen aller Altersgruppen und Erfahrungsstufen ein, Teil der Jams zu werden und gemeinsam musikalische Erlebnisse zu schaffen.
Für aktuelle Informationen und Eindrücke von den Sessions empfiehlt sich ein Besuch des Instagram-Profils von CityJam Dessau: Dort finden sich Fotos und Videos vergangener Veranstaltungen, die einen lebendigen Eindruck der musikalischen Vielfalt und der gemeinschaftlichen Atmosphäre vermitteln.
NEWKID
Als digitales Musik- und Kulturprojekt setzt sich NEWKID mit jugendlicher Pop- und Netzkultur auseinander – irgendwo zwischen Clubästhetik, Hyperpop, Social Media und queerer Selbstverortung. In Playlists, Mixes, Texten und Interviews entstehen Collagen aus Sound, Haltung und Zeitgeist. Der Fokus liegt auf Sichtbarkeit und Empowerment junger, oft marginalisierter Perspektiven. Gegründet 2023, aktiv zwischen Berlin, Leipzig und Dessau, steht newkid für eine postdigitale Soundkultur mit Haltung. Für Musik, Mixes und Updates: @newkid.club auf Instagram & SoundCloud.
Dessau-Roßlau-Song
Der Dessau-Roßlau-Song von Sascha Nikolić fasst zusammen, was die Stadt besonders macht: direkt, schräg und charmant ehrlich. Ein Klavier auf Rädern, dazu selbstironische Reime – und plötzlich bleibt Dessau im Ohr. Kein Ohrwurm, aber ein Stadtgefühl.
Ansonsten ist Nikolić seit 2014 festes Ensemblemitglied als Opernsänger am Anhaltischen Theater. Zuvor lebte er in Berlin, wo er 2013 als Singer-Songwriter Songs wie die „Kreuzberg Hymne“ oder „Beim Hähnchengrill am Görlitzer Park“ auf dem Album Melodie Maximal veröffentlichte.
Seine Berliner Produktionsweise, einst opulent, hat er inzwischen gegen ein reduziertes Schaffen eingetauscht – passend zum Umzug von der Metropole in die Provinz. Statt dichter Arrangements und urbanem Überfluss steht heute das Wesentliche im Mittelpunkt. Mehr von ihm gibt’s auf Instagram @harzarzt.
Alle im Artikel verwendeten Fotos wurden direkt in Dessau aufgenommen – mehr davon in der Fotogalerie.