Side A — Drama Baby
„Drama Baby“ ist ein Mixtape, welches ursprünglich von mir und nur für mich aufgenommen wurde und zwar zu einer Zeit, in der mich großer Herzschmerz heimsuchte. Nicht etwa klassischer Liebeskummer. Ich hatte das Auseinanderdriften einer engen und besonderen Freundschaft zu verantworten. Liebe kann manchmal unberechenbar sein und zu unberechenbaren Verhalten führen. In einem Moment denkt man noch, alles werde gut, doch im nächsten fliegt einem plötzlich alles um die Ohren… wie in einem Drama.
Dieses Set ist dementsprechend eine Art persönlicher Soundtrack, den ich aber gern mit allen da draußen teilen möchte, die innerlich aufgewühlt sind. Es ist eher für die späten Abendstunden geeignet um dich zu erden und zu entspannen.
Du kannst das Tape entweder gleich hier anklicken und eintauchen (Link: unterhalb), oder du besuchst meinen digitalen Spielplatz “Spiritual Disko”. Dort findest du alle Mixtapes, die ich unter meinem Alias “Walachei” veröffentliche und alles, was meine Freunde zaubern und hochladen. Es gibt dort keine vorgeschriebene Richtung, kein fokussiertes Genre, kein entweder oder. Der Grundgedanke, den wir pflegen, ist es, wieder spirituellere Musik auf die Tanzflächen zu bringen. In Berlin findet man fast keine Abwechslung mehr, insbesondere im elektronischen Bereich.
Exposition
Das Intro von “Drama Baby” wird aus zwei Ambientstücken kombiniert, das Meeresrauschen — gesampelt von Adolf Noise — in Kombination mit den Synthesizer-Spielereien von Dreems machen den Set-Einstieg für mich perfekt. Abschalten und losgleiten.
Es folgt ein Song von Fink aus seinem wunderschönen Album „Fink‘s Sunday Night Blues Club“. Ich mag die LP sehr gern, die Thematik der Texte sind typisch bluesig, die klassischen Klage-Zeilen über den Verlust einer geliebten Person ließen mich das Album in Zeiten viele Male hören. Einfachheit ist oft so viel Wert! Und man muss auch anmerken, dass die meisten dieser Songs im ersten Take und somit quasi live aufgenommen wurden. Nur ein Schlagzeug, eine Gitarre mit einem Delay und ein altes Mikro. Erstaunlich, wie in kürzester Zeit und mit diesen simplen Mitteln ein derartiges Blues-Album entstehen konnte.
Nach einem kurzen selbstgebauten Interlude folgen 2 Songs mit einem leichten Country Charme. „Rocky Racoon“ von Paul McCartney mit einer — für mich — perfekt passenden Geschichte über Eifersucht, Rache und Erleuchtung und im Anschluss docken Jonathan Richman & The Modern Lovers mit einem kurzen Instrumental an. Ob das nun als Country durchgeht, oder eher in eine Thai-Funk Richtung driftet, das ist Interpretationsabhängig. Auf jeden Fall passte mir die Gitarre dort gut.
Ich habe dann an der Stelle Instrumentals von Opez und Khruangbin angehangen. Opez — gegründet von den beiden Italienerrn Massi Amadori und Francesco Tapp — haben mich mit ihrem Album „Dead-Dance“ schwer begeistert. Sie klingen für mich weniger nach einer typisch Italienischen Band, sondern viel mehr wie der Soundtrack, den man in Mexiko aus einer fernen Jukebox hören würde, während man gerade die staubige Mittagshitze im Schatten seiner Veranda aussitzt.
Khruanghbin haben die letzten Jahre für viel Aufregung gesorgt. Nachdem einige EP‘s auf Discogs hohe Preise erzielten, wurden eben diese nochmal gebündelt auf einer Japan-Pressung released. Zu meinem Glück fand ich dort ihren Song „Ha Fang Kheng Kan“, ein Track, der sich mit seinem Country-Flavour perfekt an Opez anschmiegt.
Abschließen wollte ich diese Szenerie mit Alvino Rey, der mal eben 100 Jahre vor Khruangbin und Opez seine Musikerkarriere begann. Ich möchte hier jetzt nicht zu sehr ausschweifen, aber ich finde sein Gitarrenspiel unglaublich! Er bagann früh mit diversen Zupfinstrumenten zu experimentieren und so geschah es, dass er 1935 eingeladen wurde mit der Gitarrenbaufirma „Gibson Guitar Corp.“ an ihrer ersten elektrischen Gitarre mitzuwirken.
Es mögen drei sehr verschiedene Bands sein, aber eins haben sie alle gemeinsam: Diese 3 Songs lassen mich — an einem Nachmittag, wo die Sonne Tief steht — irgendwie auf die selbe Art und Weise schwelgen.
Höhe- und Wendepunkt
Der Höhepunkt findet mit der euphorischen Live-Version des Klassikers von Ray Charles‘ „I Got a Women“ statt. Von hier an bricht Alt-J die Stimmung komplementär auf und Track für Track sinken wir tiefer in eine melancholische trübe Atmosphäre , die außerdem angeleitet wird, von Songwritern wie Steely Dan (reinterpretiert von der Indie-Band „The Darcys“) und John Fruiscante.
Ich habe dann versucht, ein paar elektroakustische Kompositionen von Dreems, Valentin Stip, Flavien Berger und M.Rux (remixed) zu verschmelzen. Wenn ich dieser Stelle lausche, dann schaffe ich es komplett abzuschalten und in mich zu gehen. Fast schon meditativ lassen mich diese besonderen Songs 10 Minuten lang abtauchen und an nichts denken. Das ist an manchem trüben Tag sehr viel wert…
Tragisches Ende
Mit Benjamin Clementine‘s „Gone“ beginnt der Sinkflug. Sein Texte sind ergreifend, sein Klavierspiel berührend und seine Stimme einmalig.
Als ich mir das erste Mal eine Konzertkarte von ihm kaufte wollte niemand mitkommen (ich war noch jung, irgendwann im frühen Abitur), also saß ich ohne Begleitung in der Berliner Philharmonie und hatte das erste mal eine nicht enden wollende Gänsehaut. Sein Auftreten ist sehr besonders, er betritt die Bühne immer Barfuß und strahlt eine solch faszinierende Ruhe aus, dass das Publikum absolut verstummt und nur noch gespannt lauscht.
Zuletzt schließt eine Klavierkomposition des Soundtracks „Pomegranates“ von niemand geringerem als Nicolas Jaar das Set ab. Jaar hat mich in meiner Vergangenheit auf vielerlei Wege sehr beeinflusst. Allein schon seine Art und Weise, wie er Set‘s konzipiert ist unglaublich! Wenig andere schaffen es mit einer solchen Harmonie so viele verschiedene Genres in ein Set zu packen. Ich bin jedes Mal verblüfft.
An dieser Stelle möchte ich mich für das Aufmerksame Zuhören bedanken. Hoffentlich kann dich dieses Mixtape an manchem trüben Tage ähnlich ermuntern, wie es bei mir der Fall ist.
Nach dem Tal folgt immer ein Berg.
Blumen gehen raus an:
Adolf Noise, Dreems, Fink, (Cocorosie & Ot to, not to), Beatles, Jonathan Richman & the Rainbow Lovers, Opez, Khruangbin, Alvino Rey & his Orchestra, Ray Charles, Alt-J, John Fruiscante, Steely Dan & The Darcys, Flavien Berger, Pigmaliao & M.Rux, Valentin Stip, Benjamine Clementine, Nicolas Jaar